Donnerstag, den 25. April 2024

Heidelberger Geographische Gesellschaft e.V.

Dienstag, 19. Januar 2021, 19 Uhr
Dr. Isabelle Gärtner-Roer (Universität Zürich, World Glacier Monitoring Service)

Globales Gletschermonitoring - Chance & Herausforderungen

Im Rahmen der internationalen Gletscherbeobachtung werden Gletscher in den verschiedensten Regionen systematisch und kontinuierlich beobachtet, indem ihre Geometrie und ihre Massenänderungen jährlich bestimmt werden. Derzeit werden Massenbilanzen von über 150 Gletschern weltweit gemessen sowie Längenänderungen von über 500 Gletschern bestimmt (WGMS 2020). Zusätzlich ermöglichen Fernerkundungsdatensätze die flächendeckende Kartierung der Gletscher und die Bestimmung von Volumenänderungen. Während die Messmethoden und –möglichkeiten immer umfangreicher werden, verändert sich der eigentliche Forschungsgegenstand drastisch. Weltweit verlieren die meisten Gletscher an Masse und schmelzen zurück, deutlich sichtbar für Wissenschaftler und Laien. Im Laufe ihres Zerfalls teilen sich die Gletscher oftmals in mehrere Teile (abhängig von der Topographie) und sind dann kaum noch erkennbar, vor allem wenn die Eisreste von Schuttmassen bedeckt sind. In den letzten Jahren mussten die Messungen an einigen Gletschern eingestellt werden, weil die Gletscher zu klein geworden sind, für eine Begehung zu gefährlich geworden sind, sich in unerreichbare Höhen zurückgezogen haben oder schlussendlich ganz verschwunden sind. So zum Beispiel am Lewis-Gletscher in Kenia, am Chacaltaya-Gletscher in Bolivien oder am Weissbrunnferner in Italien. Mit dem Ende der Messungen müssen langjährige Reihen, teilweise sogar für sogenannte Referenzgletscher mit mehr als 30 Jahren kontinuierlichen Massenbilanzmessungen, eingestellt werden und es gehen wichtige Indikatoren für den Klimawandel verloren. Wo möglich, sollten neue Messprogramme auf (noch) grösseren und höher liegenden Gletschern installiert werden. Diese Massnahmen müssen von den nationalen Gletschermessprogrammen – soweit vorhanden – frühzeitig erkannt und geplant werden, wobei die Unterstützung durch das internationale Messnetz gewährleistet ist. Parallel dazu sollen die schwindenden Messnetz-Gletscher umfassend dokumentiert werden, da sie künftigen Generationen als wichtiges, historisches Zeugnis des Klimawandels dienen mögen, wie zuletzt der Ok Gletscher in Island, der im August 2019 offiziell „beerdigt wurde“. Die Chancen und Herausforderungen der Bereitstellung der Gletscherdaten, sowie der Nutzung der Daten sollen auf nationaler wie auf internationaler Ebene beleuchtet werden.


Dr. Isabelle Gärtner-Roer
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