Heidelberger Geographische Gesellschaft e.V.
Dienstag, 14. Januar 2025, 19:15 Uhr
Dr. Felix Dorn (Universität Wien)
Jenseits von Nord und Süd? Die Lithium-Frontier und sozial-ökologische Konflikte in Argentinien und Portugal
Lithium gilt als Schlüsselrohstoff zur Reduzierung des anthropogenen CO2-Ausstoßes. Der zunehmende globale Bedarf für Lithium und dessen Abbau in peripheren Regionen des Globalen Südens führt vielerorts zu tiefgreifenden sozialräumlichen und gesellschaftspolitischen Veränderungen. In Anlehnung an die Dependenztheorie verweisen Sozialwissenschaftler*innen in diesem Zusammenhang auf die Reproduktion von Nord-Süd-Beziehungen, die sich nun in Form von grünen Opferzonen, grünem Extraktivismus und grünem Kolonialismus fortsetzt. Gleichzeitig lassen sich jedoch auch zahlreiche neue Dynamiken beobachten: Während es in Argentinien in Wechselwirkung mit einer neoliberalen Bergbaugesetzgebung in den vergangenen Jahren zu einem regelrechen Lithium-Boom kam, wurden zuletzt in der EU mehrere Abbauprojekte vorangetrieben. Nationale Regierungen und Bergbauunternehmen verbinden Lithium mit Hoffnungen auf Investitionen, Exporteinnahmen, Industrialisierung und Wirtschaftswachstum. In den Fördergebieten stehen die vorherrschenden Konstruktionen des Territoriums im Gegensatz zu lokalen Lebenswelten und Zukunftsvisionen.
© F. Dorn